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Mit Abstand

In diesem Beitrag beleuchte ich meine Stellung in der Gesellschaft und wie ich damit umgehe. Ihr erhaltet in diesem Informationstext einen tiefen Einblick in mein Agieren und das, was mich ausmacht. Kommentare dazu werden wie immer im Gästebuch gerne gelesen und beantwortet.

Rike / pixelio.de

Eine Frage, die mir häufig gestellt wird, ist die nach meiner gesellschaftlichen Stellung. Wie behandeln Mitmenschen einen rationalen Konfusen? Wird er akzeptiert und respektiert, knüpft er Kontakte oder lebt er vollkommen autark und ist eine unsichtbare Randerscheinung? All diese Fragen sind gerechtfertigt, schließlich ist dieser Sachverhalt bei mir doch gar nicht so simpel wie er scheint. Einordnen kann man mich ohnehin in kein noch so ausgeklügeltes Schema dieser Welt. Vielmehr schaffe ich mir meine eigenen, ganz neuen Ebenen.

Auch mich beschäftigen die obigen Fragen sehr. Welche Beachtung schenken mir die Menschen meines Umfelds? Wie nehmen sie mich wahr? Werde ich verstanden oder hinterrücks verspottet? Ich kenne keine befriedigende Antwort darauf. Eine lange Zeit war ich der Meinung, dass Menschen wie ich die letzten Glieder der Kette bilden, dass sie die überflüssigen Auswüchse eines intakten Systems sind, das Marginale, die Verzichtbaren. Je älter und rationaler ich wurde, desto mehr wandte ich mich von diesem Gedankenbild ab. Mittlerweile glaube ich, dass ich eine sehr wichtige und tragende Rolle in der Gesellschaft spiele. Durch meine Offenheit spinne ich Kontakte in verschiedenste Strömungen. Ich bin eine Art klebrige Masse, die viele verschiedene Schichten zusammenhält und miteinander verbindet. Kaum jemand neben mir hat Beziehungen mit einer derartigen Vielfalt. Und dennoch herrscht stets eine gewisse Distanz zu all diesen Menschen, die mir sehr wichtig ist. Ich möchte mit keiner speziellen Gruppe eine Bindung eingehen, ich bleibe auf meinem zentralen Posten und agiere in alle Richtungen. Und ich bin dankbar dafür, dass ich so meine Anerkennung finde.

Seit jeher habe ich große Angst vor dem Tag, an dem diese Kontakte abbrechen werden. Ich glaube, ich verwahrloste komplett, was auch an mangelndem Rückhalt aus der Familie läge. Diese Verknüpfungen sind meine einzige Stütze im sozialen Leben, ohne sie fiele ich ins Ungewisse und blieb dort.

Im Deutschunterricht leuchtete mir vor einigen Tagen der Grund für meinen Abstand zu den Mitmenschen ein. Im Lehrbuch hieß es: „Das epische Theater spricht die Gefühlsebene des Zuschauers bewusst nicht an. Durch die erzeugte Distanz beäugt er das Geschehen kritisch und kann es objektiv bewerten“. Als ich diese Sätze las, wurde mir mein Charakter und dessen Motive wieder etwas klarer. Ja, selbst ich weiß nicht alles über mich. Was ich jedoch herausgefunden hatte: Ich halte Abstand, um meine geliebt- und gelobte Rationalität beizubehalten. Doch nicht nur das. Auch fände ich als Konfuser wohl auf Dauer wenig Anklang in festen Verhältnissen. Ich müsste meinen gesamten Charakter niederlegen und begraben. Ich möchte frei sein, mich so entfalten, wie es zu mir passt und natürlich ist.

In den verschiedenen Gruppierungen verhalte ich mich allerdings nie gleich. Es gehört zu einem rationalen Konfusen dazu, unglaublich vielschichtig zu sein. Mal kommen fachliche Konversationen über die deutsche Sprache zustande, mal hört man mir bei meinen anekdotischen Monologen zu. Einerseits empöre ich mich über suspekte Begebenheiten und Situationen, was viele als unheimlich lustig empfinden, andererseits wird über Themata wie Veganismus kontrovers diskutiert und bis in die Abendstunden mit stichhaltigen Argumenten geworfen. Das Schöne an all diesen verschiedenen „Rollen“ meinerseits ist, dass sie trotz der Unterschiede alle eines gemeinsam haben. In jedem meiner Gespräche und Vorträge kann man etwas lernen. Und sei es nur ein bildungssprachliches Wort oder ein Funken Allgemeinwissen. Auch das ist ein besoderes Merkmal meiner Person. Ich verteile mein Wissen gerne an andere, bereite Nachrichten auf und informiere.

Letztlich lässt sich sagen, dass ich trotz meiner Vielzahl an Eigenarten ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft bin, das unbestreitbar einen besonderen und einzigartigen Stellenwert gefunden hat. Zwar kommen ausführliche Gespräche wegen der Differenzen bei den Themata weniger häufig zustande, dennoch kann ich auf eine erfolgreiche Integration meiner Person in den modernen Alltag und in das Leben anderer blicken.

Das war der nachträgliche Langbeitrag aus der dritten Kalenderwoche. Am Sonntag erwartet euch zudem ein weiterer Text. Ansonsten geht es in der nächsten Zeit wieder mit einer Welle an Kurzbeiträgen weiter.

Bis dahin:

Auf baldiges Wiedersehen

S. Klein

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